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Schweißen lernen beim Möbel bauen

Mit dem Umzug in die neue Schrauberbutze hatte ich ein Elektroden-Schweißgerät abstauben können. Und da stand es nun, das rote Teil von Einhell, und guckte mir wochenlang bedröppelt und traurig aus dem Regal heraus bei meiner Vespa-Motorrevision zu. 

Zeit zu lernen, wie das Ding bedient wird. Also ran an den Speck, beziehungsweise an die Youtube Tutorials. Nach ein paar Folgen verschiedener Erklärbären fühlte ich mich fit und bereit dem Herrn Stahlkunst Purrer konkurenz zu machen, oder ein U-Boot zu bauen. Für letzteres ist die Halle zu klein und die Kosten für den Stahl zu hoch. Also beschränkte ich mich (vorerst) auf ein Möbelstück.

Ich bin kein Freund von "Trockenübungen". Ich bin auch kein großer Freund von Planung. Und Zeichnen kann ich gleich gar nicht. Pragmatismus, das kann ich. Mit geballter Unwissenheit rein in das Projekt. Tschakka. 

Also ab in den Baumarkt. 2,5kg Elektroden (Stärke? Was weiß ich!? Nehm ich halt die Mitte von dem was da ist - in dem Fall 2,5mm), Drahtbürste, Schweißerhelm in den Wagen und rüber zur Stahl-Abteilung. Dann kurze Meditation vor dem Regal und das grobe, vernebelte Bild im Kopf irgendwie so ungefähr auf das (wenige) zum Kauf vorhande Stahlzeug umkonvertieren und von allem +10% Sicherheitspuffer einpacken. 

Die unausgegorene Idee war, ein kleines Regalchen für die Moppedsachen des täglichen Bedarfs zu bauen. - Das einzige Möbelstück, was ich zur Zeit irgendwie brauchen könnte. Und passenderweise ist direkt an der Eingangstür auch das einzige Fleckchen, wo ich noch was hinstellen könnte. 

Das Ding - wie auch immer es hinterher aussehen mag - soll Helm, Handschuhe, Halstuch und Stiefel aufnehmen können. 

Und - Sinn der Sache - es soll natürlich alles geschweißt werden. Kein Biegen, kein Schrauben nur die Flex, das Schweißgerät, der Stahl und ich. 


Alter! Katasrophe! Gut, dass ich die U-Boot-Idee (erstmal) zurückgestellt hatte. 

Das Klebenbleiben hatte ich (nach ein paar Telefonjoker) relativ schnell im Griff. Eine saubere Naht lange nicht. Aber das Schlimmste (außer wenn das Bier alle ist) war das verflixte Hitzemanagement. Messen und Ausrichten bis der Arzt kommt und alles schön befestigten nur damit die Hitze ohne Rücksicht auf Mühe und Winkel das ganze Gelersch dann doch wieder schief und krumm macht. 
Nächste Herausforderung: das dünne Vierkantrohr bekahm schon Löcher, wenn es die nahende Elektrode auch nur erahnen konnte. 
Aber Loch auf Loch hält doch. Gibt nicht ohne Grund zig Youtube-Tutorials, die sich nur damit beschäftigen, wie man Löcher wieder zu bekommt. Ich kenne nun einige davon. Fortan war meine Lieblingswochendbeschäftigung Löcher erst zu produzieren, um sie danach wieder zu flicken. 

Hätte mich einer der fachkundigen Nachbarn in der Halle besucht, hätte ich ob meiner Nähte (und der afänglich vieeel zu hoch eingestellten Stromstärke) wohl meine komplette Schrauber-Reputation eingebüßt. Es sah teilweise schon ziemlich schrecklich aus. 

Aber wozu gibt es die Flex. Damit kann man dann doch viel von dem lustigen gebrutzel einigermaßen gut wieder verschwinden lassen. Und zum Schluß habe ich was ich wollte. Es steht einigermaßen gerade und es ist stabil. Man könnte gar ein Tänzchen drauf machen, ohne dass es Schaden nimmt. Sollte für einen 1420 gramm schweren Helm und ein paar Handschuhe reichen. 
Für die Stiefelablage unten im Erdgeschoss ging mir das Material aus. Stattdessen gab es oben im ersten Stock noch eine kleine Ablage für's Navi.

Alles in allem nicht wirklich hübsch, aber man kann es nutzen. Und ich habe viel gelernt, was letztendlich ja der Sinn der Übung war. 

Mal schauen was als nächstes kommt. Lange wird das Schweißgerät sich jedenfalls nicht ausruhen dürfen. Obwohl - vielleicht gönne ich mir auch noch ein Schutzgas-Schweißgerät. Soll für den Anfang einfacher sein, sagt mein Telefonjoker, der mir jetzt dann doch auch nochmal einen ausführlichen fundierten Schweißkurs geben darf. 

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