Mai Mi Ban Ha – Endurofahren in Thailand

Freunde des gepflegten Endurowanderns haben es nicht leicht in Europa. Insbesondere in Deutschland ist dies – zumindest in Verbindung mit einer gewissen Empfänglichkeit für die Einhaltung der örtlichen Wald- und Straßengesetze – nahezu unmöglich. In Thailand nicht.
Außerdem ist Deutschland nicht gerade für sein motorradfreundliches Klima im Dezember bekannt. Thailand schon. 
Auch nennt man Deutschland eher selten „Land des Lächelns“. Thailand schon.

#twiceland – mit dem Motorrad durch Island | Teil4: Moonshine & Aurora

Tag 14 – es war kalt, es stürmte und trotzdem zog es uns wieder in das schroffe Hochland. Das heißt Micha und mich zog es dort hin. Markus und Marina hatten diesmal andere Pläne.

Aber schon nach knapp 100 Metern kam uns der erhärtete Verdacht, dass dies heute ein ziemlich kühler Ritt werden könnte. Also hielten wir noch mal an der nächsten N1 Tankstelle und pfiffen uns ein paar Hot Dogs zur inneren Wärmedämmung rein. Und da die Berge ringsum noch mit ordentlich Schnee bedeckt waren, hielten wir es außerdem für angemessen bei der Gelegenheit mit einem Ranger über unsere geplante Route zu schnacken.

Der meinte wir könnten bedenkenlos die F26 nach Süden fahren – sofern wir denn mit Schneemobilen unterwegs wären. Mit Motorrädern hätten wir allerdings wenig Chancen. Wir könnten es aber gerne dennoch probieren, meinte er, denn dafür sei die Rettung ja schließlich da.
Doch wir vergönnten ihm den Spaß einer Rettungsaktion mit seinem 6×6 Monstergeländequad und wählten stattdessen eine alternative Route weiter westlich.
Das hieß für uns eine deutliche Aufstockung der geplanten Tageskilometer, aber da es erst mal ein ordentliches Stück auf der gut ausgebauten Ringstraße längs ging, wollten wir es versuchen.

Zuerst fuhren wir über den ein oder anderen verschneiten Pass, bis uns fast die Fingerkuppen ab froren, dann rollten wir einige Kilometer entspannt im Sonnenschein dahin, bis uns irgendwann wieder mal ein so heftiger Wind entgegen blies, dass es die XT auf gerader Strecke nicht mehr über den dritten Gang hinaus schaffte.

Als wir uns nach dem erfolgreichen Kampf gegen das Wetter mal wieder in einer Tankstelle bei Burger und Pommes aufwärmten, beobachteten wir einen kleinen Van aus dem nach und nach eine halbe Division osteuropäischer Bauarbeiter heraus krabbelte. Ich war erstaunt wie viele Personen, noch dazu allesamt aus der Schwergewichtsklasse, in so eine relativ kleine Kiste passen.

#twiceland – mit dem Motorrad durch Island | Teil3: off the road

 

Ei gude Regen, moin Wind. Wir hatten euch schon vermisst. Nicht.

Aber hey, dann lassen die Zelte einfach stehen und versuchen uns heute mal im Walfang. Dabei würden wir wohl nicht weniger nass werden, müssen aber wenigstens nicht unser Camp abbauen.

So fuhren wir also nach dem Frühstück zum Hafen, heuerten auf einem kleinen Holzkutter namens Bjössi Sör an und schipperten hinaus in die unbekannte, wilde See. Es herrschte immer noch recht unwirtliches Wetter, aber das machte mir mittlerweile nichts mehr aus.

#twiceland – mit dem Motorrad durch Island | Teil2: Ein Traum

Selten habe ich mich über den Anblick einer langen Schlange wartender Autos so sehr gefreut. Sie war in diesem Fall nämlich das sichere Zeichen für uns, dass wir es noch rechtzeitig geschafft hatten und die Fähre nicht im letzten Moment vor unseren Augen ablegen würde.

#twiceland – mit dem Moped durch Island | Teil1: Anfahrtskrimi

Es war einmal, im Jahr 2010, da verabredeten sich zwei Typen aus dem Gespräch heraus über Twitter unbekannter weise zu einer „großen Tour“.
Island versprach Abenteuer, Offroad, und großartige Landschaften. So sollte es sein.

Für die Tour schusterte sich Micha, alias @kutze21, aus diversen Internetauktionen eine DR350 zusammen und ich tauschte meine alte Ténéré gegen eine noch ältere, aber leichtere, wartungsfreundlichere, schönere XT500 (Bj.77).

Für Island rechneten wir wegen Wetter, Pannen und schwierigem Gelände damit, ständig improvisieren zu müssen. – Wer hätte gedacht, dass schon die Anfahrt zur Fähre in ein handfestes Abenteuer ausartet? Wir jedenfalls nicht.

Abfahrt war am 25.08.2011, nachdem ich am Abend zuvor bis spät in die Nacht mit einigen Startproblemen zu kämpfen hatte. Da gab es einen kurzfristig gebrochenen Gepäckträger, ein schlecht sitzendes 30 Liter-Fass als Tank, ein miserables Handling der Maschine und – welch Überraschung – zu viel Gepäck. Als diese Aufgaben einigermaßen Erfolgreich über die Bühne gebracht waren, verbündeten sich zu allem Überfluss Mr. Vorfreude und Mrs. Aufregung zu einer recht erfolgreichen Allianz in der Mission „schlafloses Trölfchen“.

Die 50km zum Treffpunkt mit Micha am nächsten Morgen stimmten mich dann auch nicht gerade glücklich. Die XT fuhr sich immer noch wie ein Sack Nüsse. Schräglagen waren so gut wie nicht möglich und schon bei 70km/h schaukelte sich das Moped unangenehm auf. Also entschloss ich mich die letzte Gelegenheit zu nutzen um das Gepäck nochmals zu reduzieren.

Mit drei Stunden Verspätung ging es dann endlich los. Micha kämpfte bei leichtem Nieselregen mit seinen grobstolligen Reifen, die auf nassem Asphalt überhaupt nichts von Grip verstanden und ich hatte nach wie vor zweifelhaften Spaß mit meinem störrischen Eisenesel. Erstaunlicher Weise fuhr sich die XT auch mit einem Objektiv und einem Blitz weniger im Gepäck nicht merklich besser.
Aber wir waren Unterwegs. Unterwegs in eine Abenteuer-Motorradreise nach Island, wie uns immer mehr bewusst wurde. So zogen wir langsam und verträumt über Land Richtung Norden und trösteten uns mit den vielen toughen Enduropfaden, die auf uns warteten. Der Plan war, mit einem kurzen Zwischenstopp bei unserem Bloggerkollegen Griesgram999, gegen Abend in der Nähe von Kiel bei einem Freund von Micha ein Nachtlager aufzuschlagen und am nächsten Morgen die restlichen 500 der insgesamt 1100 Verkehrsstraßenkilometer zur Fähre nach Nord-Dänemark abzuspulen.

Irgendwo bei Lich verfuhren wir uns und landeten überraschend auf einem Waldweg. Mein GPS zeigte an, dass die Richtung stimmte und wir nach ein paar hundert Metern wieder auf die Straße stoßen müssten. Also beschlossen wir unseren Stollenreifen eine kleine Pause vom Asphalt zu gönnen und illegaler weise ein wenig über matschigen Waldboden rollen zu lassen.
Als Bonus bekamen wir ein paar umgestürzte Bäume vor die Nase. Hurra! Die erste Offroad-Einlage vier Tage früher als erwartet! Nun denn, ab durch die Mitte, über Stock und Stein und mit schmackes durchs Gebüsch. Das machte nicht nur tierisch Laune, es ging mit dem ganzen Gepäck auch viel besser als befürchtet. Die Erkenntnis, dass die kleinen Enduros nur artgerecht bewegt werden müssen, und nicht einfach hoffnungslos überladen und scheiße sind, tat gut.
Glücklicherweise war die Schranke zur Straße, die wir nicht hätten umfahren können, nicht abgeschlossen und so ging die Tour wieder ihren geplanten weg. Diesmal aber mit einem fetten, vorfreudigem Grinsen unterm Helm.

Ermutigt von dieser erfolgreichen Abkürzung ignorierten wir in Folge auch die ein oder andere Baustellen-bedingte Umleitung. Sehr zum Missfallen der Bauarbeiter, aber mit überraschender Unterstützung einiger Anwohner, im speziellen ein Herr mit Hut und Stock, mit dem mir die Sorte Straßenwächter sonst gerne mal drohend hinterfuchtelt. Diesmal aber wurde die gefürchtete Altherrenwaffe drohend den zwei planlosen Warnwestenträgern zu gewand, die sich über meine kleine Schottertour aufregen wollten und mir damit nur freundlich der Weg gewiesen. Wunder geschehen.

Nach dem kurzen Besuch unseres griesgrämigen Hippie-Freundes in der Provinz war es dann an der Zeit etwas Strecke zu machen und wir quälten uns auf die Autobahn. Mit zwei alten Kisten, die es nur auf 80 Sachen bringen, nicht wirklich ein Spaß, aber man kommt voran. Oder hat zumindest das Gefühl man täte es. – Es sei denn, ein Schlauch fühlt sich unter nicht mehr wohl, unter seiner Reifenhaut. Dann ist ganz schnell die Luft raus. Aus dem Schlauch, aus dem Flow und nach der Reparatur in der Hitze auch aus uns.

Immerhin waren wir gut vorbereitet, auf Plattfüße. Nur nicht darauf, dass es auf der Good Old German Autobahn passiert. Naja, immerhin auf einem Rastplatz….

Keine 100km später, zerbröselte mir eine Halterung meines Monstertanks und Micha hatte erst viel zu wenig, und dann viel zu viel Öl in seiner DR. Mittlerweile hatten wir auch schon ein massives Zeitproblem und würden wohl erst sehr spät unser Etappenziel bei Kiel erreichen.

Abgesehen von einer handvoll kaputter Rücklichtbirnen blieben wir von nun wohl von weiteren Pannen verschont, dafür machte uns aber das Wetter zu schaffen. Sommer, Sonne, Sonnenschein verwandelten sich nämlich in Sturm, Gewitter, Unwetter. Und zwar so, wie man es in Deutschland eigentlich selten erlebt.
Wir zuckelten gemütlich der Sonne entgegen, als ich irgendwann beim Blick in den Rückspiegel erschrak. Anhalten und umschauen brachte leider nicht die erhoffte Linderung des flüchtigen Eindrucks. Ein fettes, fieses schwarzes Ding hing drohend hinter uns, bereit uns mit Haut und Haaren zu verschlucken.
Wir machten uns so schnell wir konnten auf die Flucht vor dem Monster, doch schon bald wurden wir vom Wind ohne Chance auf Gegenwehr komplett über die Straße geweht, während rechts und links von uns die Blitze einschlugen und wir vor lauter Regen nichts mehr sahen.
So kam es, dass ich mich zum ersten Mal Schutz suchend unter einer Brücke verkroch und hoffte, dass es schnell vorbei geht. Aber der Wind pfiff uns noch eine ganze Weile hefitg um die Ohren. Um meinen Helm nicht zu verlieren, war spontan noch einer kurzer Sprint von Nöten. Der war nämlich mal eben Moped geblasen worden und flog munter durch die Luft.

Unter diesen Umständen wurde die Zeit bis zum Ablegen der Fähre langsam bedenklich knapp. Als wir uns endlich wieder auf die Straße trauten, kamen wir nicht sehr weit und das Spielchen ging wieder von vorne los. Wieder unfahrbares Unwetter, wieder warten. Wir versuchten uns so gut es ging durch das Unwetter zu kämpfen, aber mittlerweile war es längst dunkel und nach fast 20 Stunden on the Road siegte die Müdigkeit. So nutzten wir zwangsläufig die nächste Gewitterphase für ein kleines Nickerchen in einer Bushaltestelle. Unser Nachtlager bei Michas Freund hatten wir längst aufgegeben, denn rein rechnerisch blieben uns höchstens ein, zwei Stunden Ruhezeit um die Fähre überhaupt noch erreichen zu können. – Vorausgesetzt das Wetter würde besser.

Für Island hatten wir all diese kleinen Wetter- und Material-Problemchen einkalkuliert und waren darauf vorbereitet, aber jetzt wollten wir doch nur mal schnell lächerliche 1000km zurücklegen um eine Fähre zu erreichen, die nur einmal die Woche ablegt. Kann doch nicht so schwer sein.

Unglaublich wie erholsam so ein kleines Nickerchen, in Regenklamotten auf nassem Asphalt, sein kann.
Mit neuem Elan, einem großen Kaffee an der nächsten Tanke, und einer Familienpackung Energiegetränke fuhren wir in den finalen Kampf gegen die Zeit.
Plan B sah vor, die Fähre eine Woche später zu buchen und so lange durch Dänemark zu cruisen. Aber daran wollte keiner von uns denken. Wir wollten nach Island. Und zwar jetzt.
Als der Verbrauch von Red Bull den des Benzins auf 100km überstieg, wurde es endlich hell und wir passierten die Grenze zu Dänemark. Sonne und dänische Autobahn brachten wieder Schwung in unsere deprimierten Hirne.
Wir blieben wohl auch weiterhin nicht trocken, aber von nun an lief es so, wie es von Anfang an hätte sein sollte. Wir brauchten zum Schluss wohl alle 50km eine kleine Pause um die Glieder kurz zu strecken und die verbrauchten Energieflüssigkeiten abzulassen (Red Bull raus – Red Bull rein, ein Teufelskreis), aber wir schafften es tatsächlich mit der berühmten akademischen Viertelstunde Verspätung zur Fähre.

Hallejulia, das war knapp. Auch wenn sich 1100km in 34 Stunden eher nach Altherren-Spazierfahrt anhören, es war ein verflucht anstrengender und zermürbender Ritt. Deshalb hieß unser Motto für die drei Tage auf See: Bier, Bier, Bier – Bett, Bett, Bett.

Dazu mehr im zweiten Teil....