Metzeler Moto schickte Alexander (abgeschweift.de) und meine Wenigkeit in Kooperation mit Honda und dem Motorrad-Action-Team für zwei Tage in die Grüne Hölle um den neuen Roadtec Z8 Interact™ M/O ausgiebig testen zu können.
Als Trägermaterial für die Reifen diente mir eine Honda Hornet 600, Alexander bevorzugte eine Honda CB 1300. Zwei traumhafte Motorräder, wie wir finden.
Wir tauschten unsere Alteisen-Hondas morgens bei Honda in Offenbach gegen die beiden neuen Z8-Bereiften Moppeds und nachdem Alex glücklicherweise schnell wieder von der Idee abgekommen ist auf ein Quad umzusteigen, klemmten wir uns auf die Autobahn um uns auf der bevorstehenden 200km-Etappe mit den Maschinen vertraut zu machen und die Reifen einzufahren. Bei trockenem Wetter und wenig Verkehr gewöhnte ich mich schnell an die neue Leistung und die damit verbundene Stiernackenhaltung. Also: linke Spur und ab dafür.
Dann, auf einem Parkplatz:
„Herr Trölf, hier ist was komisch, wir sind in Köln.“
„Oh. Ja. Komisch.“
„Wir sind fast 100km zu weit gefahren“
„Hmmmm. – Äh, ja also, öhm, – klar, wir müssen doch die Reifen ordentlich einfahren….“
Also hieß es wieder umkehren und zurück. Peinlich, aber halb so schlimm. Mit den neuen Moppeds macht das ja Spaß und Zeit hatten wir auch noch mehr als genug.
Im Hotel angekommen wurden wir herzlich von Uwe Geyer, Leiter Trade & Consumer Marketing bei Metzeler und dem Motorrad-Action-Team mit Startnummern und Lautstärke-Transpondern empfangen.
Startnummern! Ich wurde langsam nervös. Kollege Pistonpin ging es wohl nicht anders, war doch unser gemeinsames Rennstrecken-Debut letztes Jahr nicht gerade von Ruhm und Erfolg gekrönt. Und nun stand uns eine der berüchtigsten und längsten Rennstrecken der Welt bevor: die Nordschleife am Nürburgring. Eine 20,8km lange Asphalt-Achterbahn mit 70 Kurvenkombinationen und satten 300 Meter Höhenunterschied.
Aus Erfahrung gingen wir erst mal auf Nummer sicher, dass unsere Einschätzung „touristisches Fahren“ für die Gruppeneinteilung berücksichtigt wurde, und wir nicht wieder fälschlicherweise in der Gruppe „sehr sportlich“ landen.
Am nächsten Morgen, zu einer Uhrzeit bei der mir nur höchst selten die Augen aufploppen, hieß es dann: rein in den Lederstrampler und raus in den Nebel.
Die vom Schräglagentraining runtergeschrubbten Knieschleifer lies ich allerdings wieder dezent in der Tasche verschwinden. Das hätte am Ende bloß einen falschen Eindruck vermittelt oder gar zur Lächerlichkeit geführt.
Am Fahrerlager formierten sich derweil schon die einzelnen Gruppen und wir positionierten uns wie vorgesehen zu dem Häufchen mit der Nummer vier.
Dort empfingen uns Nadja, unsere sympathische Instruktöse, und ausnahmslos nette Gruppenkollegen auf ihren Moppeds: einer Hayabusa, einer HP2 Supermoto und einer R 1200 S.
Ein buntes Feld, erschreckender Weise aber alle schon mit Ringerfahrung.
Es folgten eine theoretische Einweisung und ein paar Lockerungsübungen, dann ging es zum Sektionstraining. Da die uns zugeteilte Sektion (Flugplatz) zu dieser Zeit aber leider noch neue Leitplanken bekam, waren die Grundfahrübungen eher theoretischer Natur und endeten in einem Mini-Erste-Hilfe-Kurs.
Doch dann hieß es: Ring frei für die erste Runde.
„Wir fahren jetzt langsam zurück und rollen gemütlich die Strecke ab. Ist ja auch teilweise noch nass…“
Jaja. Von wegen langsam. Das war schon deutlich schneller, als ich im Odenwald je gefahren bin. Ich erkannte aber auch schnell den Haken an der Geschichte: Ich musste mich von meinem Straßenmodus trennen:
1. Das ist eine Rennstrecke. Es gibt keinen Gegenverkehr, keine Traktoren und keine schwarzen SUVs mit überforderten Mammas hinter dem Steuer.
2. Nadja fährt nicht vorne, weil sie navigieren kann und die Karte hat, sondern weil sie den Ring auswendig kennt und perfekt beherrscht.
3. Schalten. – Als schaltfauler Eintopf- und Affentwin-Fahrer musste ich mich erst daran gewöhnen, dass die Hornet ständig nach Drehzahlen verlangt, bei denen meine eigenen Moppeds längst explodiert wären.
Gedacht, getan und siehe da: es funktionierte!
Dass wir Anfangs noch fünf, sechs mal von anderen Gruppen überholt wurden, störte mich wenig. Ich lernte in Ruhe meine Linie – und das Schalten – und merkte dabei kaum, dass Nadja in jeder Runde einen Zahn zulegte.
Das es mittlerweile schon ganz gut vorwärts ging, merkte ich erst daran, dass die vor mir fahrenden Gruppenkollegen den linken Blinker aktivierten und wir anfingen andere Gruppen zu überholen.
„Arriba, arriba! Ándale! Platz da, hier kommt der Trölf auf der Hornisse!“
Bis zum Mittag sind wir immerhin zur Klasse „sportliches Fahren“ aufgestiegen, aber trotzdem hätten sich die meisten anderen „Speedster“ in unserer Gruppe wohl noch ziemlich gelangweilt.
Kollege Dietmar war da auch so ein Phänomen. Immer wenn ich hoch angestrengt alles gab und dachte ich sei so schnell, dass niemals jemand an mir dran bleiben könnte, sah ich ihn im Rückspiegel so relaxed auf seiner Hayabusa hocken, als würde er sich gleich noch ’ne Kippe anstecken und neben mich fahren um ein Schwätzchen zu halten.
Es beruhigte mich ein klein wenig, dass sich herausstellte, dass er VLN-Langstreckenrennen fährt und schon zig-tausend Kilometer Ring-Erfahhrung hat. Wenn auch meist nur in einem Blechkäfig.
Ziemlich erschöpft und mit einer zufriedenstellenden 11 Minuten-Runde ging für uns der erste Ringtag zu Ende.
Am nächsten Morgen: strahlender Sonnenschein. Perfekt. Schnell noch Tanken und ab dafür.
Die morgendliche Einweisung verlief dank kaputter Lautsprecher kurz und knapp.
„Das wichtigste Körperteil beim Fahren ist die Unterlippe: Immer schön locker lassen“ und „Blickführung ist alles“.
Jawoll. Verstanden. Auf geht’s.
Zum Sektionstraining fanden wir uns diesmal in der Fuchsröhre wieder und legten diese dann noch mit einer anderen Gruppe mit dem Adenauer Forst zusammen. Ein recht interessantes und schnelles Teilstück der grünen Hölle.
Trotz ausgiebiger Einweisung und Besprechung der Kurvenkombinationen, war ich schockiert wie viel anstrengender es ist, ohne Instruktor durch diese Sektionen zu fahren. Wie schnell man sich doch an so ein vorausfahrendes „Zugpferd“ gewöhnen kann…
Aber für die darauffolgenden Rundenfahrten blieb uns der Instruktor ja glücklicherweise weiterhin erhalten. Und schon ging es wieder doppelt so schnell durch Fuchsröhre und Adenauer Forst – auch wenn das vermutlich wiederum gerade mal halb so schnell war, wie der King of the Ring Helmut Dähne durch dieses Teilstück fliegt.
Nach ein paar geschmeidigen Runden, war bei mir plötzlich die Luft raus. Ich kam einfach nicht mehr hinterher und traf auch keine Linie mehr. Also erst mal eine Runde aussetzen und Frühstücken. Wirkt ja manchmal doch wunder, so eine Nahrungsaufnahme.
Dann kam der Regen und mit ihm der Dauereinsatz für den Lumpensammler. Auf nasser Fahrbahn hatte das ein oder andere Mopped seine Endstation in stabiler Seitenlage im Grünen gefunden.
Ich war nach dem Frühstück wieder fit und der Regen war mir egal. Erstaunlich, welches Vertrauen ich in kürzester Zeit in den Z8 entwickelt habe. Insbesondere im Nassen fühlte ich mich mit diesen Asphaltmagnetreifen wie von Schienen geführt. Aber auch erfahrene Moppedjockeys wie Helmut Dähne und Holger Aue testeten den neuen Touren-Reifen zum ersten mal auf der Rennstrecke und schwärmten von dem neuen Z8 Interact. Auch wenn letzterer zum Schluss doch ein ticken zu viel Vertrauen in die Reifen gesetzt hat. 😉
Von den Abflügen gewarnt, drosselte Nadja das Tempo und wir zuckelten relativ gemütlich dahin und hielten auch schon mal kurz an um ein verunfalltes Mopped aus einer Kurve zu schieben.
Ernsthafte Verletzungen gab es an den zwei Tagen meines Wissens übrigens nicht.
Nass und trocken wechselten sich im Verlauf des Tages noch einige male ab, aber das gehört zum Nürburgring ja auch irgendwie dazu.
Nach der Mittagspause schafften wir es dann tatsächlich noch, eine 10 Minuten-Runde herauszufahren. Ziel erreicht!
Bald darauf war das Spektakel leider auch schon wieder zu Ende. Glücklich und kaputt klemmten wir uns mit den Hondas wieder auf die Autobahn Richtung Rhein-Main.
Ein tolles Erlebnis!
Vielen Dank an Metzeler Moto & Ridexperience.de für die Einladung.
-> Der Reifen:
Verdienter Testsieger der Zeitschrift Motorrad und gerade auch im Regen der Hammer. Ich finde: ein idealer Sport-Tourenreifen.
-> Die Hornet:
Für mich als Renn- und Ringanfänger war es ein perfektes Mopped. Klein, leicht und äußerst gutmütig. Ich habe sie nur äußerst ungern wieder abgegeben.
-> Das Training:
Ring pur vom Motorrad-Action-Team:
Gefahren wird in kleinen Gruppen, je nach eigener Einschätzung des Fahrkönnens, und immer abwechselnd hinter dem Instruktor. Wir haben schätzungsweise 300km plus Sektionstraing in den zwei Tagen abgespult. Ein super Traing! Absolut Empfehlenswert.
Schön geschrieben, bringt sehr gut die Eindrücke auf der Strecke rüber. Nun bin ich wirklich doppelt, nein dreifach neidisch. Mopped, Reifen und Strecke, das ist ja fast wie aus dem Ü-Ei. 😀
Die Hornet bin ich auf den TT11 auch gefahren, nach kurzer Umgewöhnung von Halbschale sehr angenehmes Gefährt.