Das schönste an Schnapsideen ist, wenn man sich am nächsten Tag noch daran erinnern kann und auch nüchtern verrückt genug ist, die Ideen umzusetzen. Und richtig großartig wird es, wenn sich über Twitter noch eine Hand voll weiterer lustiger Gesellen dafür begeistern…
Exakt ein Jahr nach dem „au ja, das machen wir“ zu vorgerückter Stunde, sitzen nun also 10 verrückte Kasper beisammen, mit ihren Fuffies vor der Tür, und können es kaum erwarten am nächsten Morgen endlich mit 50ccm eine Fahrt über 1000 Kilometer auf mindestens einen Alpenpass über 2000 Meter zu fahren. Ohne Begleitfahrzeug, ohne Hotel. Volles Programm mit einem Schnapsglas voll Hubraum.
Genauso bunt Gemischt wie die die Leute von 17 bis 43 Jahren waren die Mopeds.
Alles schöne, kultige Klassiker: drei Yamaha DT50 & eine RD50, Honda Dax und XL50, eine Simson S50, Suzuki TS50, und eine Vespa V50. weiterlesen…
Start und Ziel lag im Odenwald, dessen kleine Hügel auch direkt die Quickly (über)forderten. Schließlich mussten wir aus einer Verquickung diverser kleinerer Probleme die NSU leider schon recht bald, nach ca. 150km, in Schwäbisch Hall zurücklassen.
Da waren es nur noch 9…
Durch die Pannen und des etwas überschätzten geplanten Tagesdurchschnitt von 250km mussten wir uns nach der Verabschiedung von Volker und seiner Quickly ganz schön sputen um am Abend noch Tanneliese und Andi zu treffen, die von Stuttgart aus gestartet waren und in Geislingen auf einer Müllhalde einem Campingplatz auf uns warteten, den wir erst mit Einbruch der Dunkelheit erreichen sollten.
An die Tatsache, dass wir Ralfs DT regelmäßig anschieben mussten und sie eine Ölspur hinter sich herzog, gewöhnten wir uns ab dem zweiten Tag schnell. Hauptsache sie lief – und das tat sie. Für die Umstände sogar überraschend zuverlässig.
Nach einem guten Start an Tag zwei, machte uns dann überraschend eine weitere DT Probleme, indem sie einfach konsequent den Zündfunken verweigerte.
Nach zwei Stunden Fehlersuche und 5min. Reparatur in unserer idyllischen Freiluftwerkstatt setzte sich der Trupp dann wieder in Bewegung zum nächsten Campingplatz. Diesmal landeten wir in Isny am Badsee. Hübsch dort.
Ralf schaffte es an einem Abend auf der Campingplatzwiese Vergaser, Gabelsimmerringe, die Simmerringe der Schaltwelle, den Schlauch der Ölpumpe und die Zylinderkopfdichtung zu reparieren und dabei sogar noch seine gute Laune behalten. Respekt!
So ging es am nächsten Morgen gut gerüstet zum Zieleinlauf in die (Vor-) Alpen.
Hier und da musste zwar eine kleine Schrauberpause eingelegt werden und zum Beispiel eine gelöste Radmutter der Vespa zu fixen, aber alles in allem kamen wir ohne größere Defekte zum nächsten Tagesziel: einem Campingplatz in Bludenz.
Die Tagesetappe brachte uns auch schon auf über 1000 Höhenmeter und gab uns einen Vorgeschmack auf die zu erwarteten Steigungen der Bieler Höhe.
Das die DT von Ralf nach der Reparatur des Vergasers mit Teilen einer RedBull-Dose nicht wundergeheilt war, überraschte wenig. Aber die Mühle schleppte sich konsequent von Etappe zu Etappe.
An Tag 4 wollten wir uns für die bevorstehende Passfahrt das lästige Abbauen und Einpacken der Zelte ersparen und beschlossen das Lager noch eine weitere Nacht zu nutzen und den Pass entsprechen „nur“ rauf und auf dem selben Weg auch wieder runter zu donnern.
Es war der einzige Tag ohne Gepäck und somit der einzige Tag ohne griffbereite Regenklamotten. Es geschieht uns irgendwie recht, dass es auch der einzige Tag mit einem saftigen Wolkenbruch werden sollte.
Doch erst mal spring die Dax nicht mehr an. Na so was? Ausgerechnet eine der zuverlässigen 4-Takter Hondas will nicht mehr?
Nach fachmännischer Inspektion und dem von Meisterhand auf „on“ gestellten Zündschlüssels war dieses „Problem“ aber schnell behoben und es ging Richtung Silvretta Hochalpenstraße.
An der Mautstation bat uns ein LKW-Fahrer kurz zu warten und ihn vor zu lassen, da er mit seinem Monstrum nicht überholen könne. Wir folgten seinem Wunsch mit dem Ergebnis, dass einige von uns gelangweilt hinter dem LKW den Pass hinauf her zuckelten. Blöd gelaufen. Wir sind halt doch schneller, als wir aussehen. – Nicht alle, aber die meisten.
Die Auffahrt auf den Pass ging ohne Probleme. Nur mit unserer Ankunft auf der Passhöhe kamen auch die Wolken und hüllten uns in Nebel und Wasser. Egal. Wir haben unser Ziel geschafft und durch den Regen lies wenigstens der Verkehr stark nach. So genossen wir Bergab ungehindert das Spitzkehrenvergnügen.
Ich machte mir unterwegs einen Spaß daraus anhand der im Regen besonders gut sichtbaren Ölspur von Ralf, der schon vor gefahren war, seine gefahrene Geschwindigkeit abzuschätzen. Das klappte ganz gut. Kurz nachdem ich mir anhand von Breite und Tropfabstand der bunt schimmernden, kleinen Ölteppiche einbildete er müsse ziemlich an Fahrt verloren haben, sah ich ihn am Straßenrand. Schiebend.
„Ich habe keine Kupplung mehr, die Kette springt dauernd runter und sie springt nicht mehr an“ lautete sein Schadensbericht.
Das war’s dann wohl, für diese DT, dachte ich mir mal wieder. Stefan, unser Lumpi und Pannenhelfermeister, organisierte kurzerhand ein Seil und schleppte ihn mit seiner bisher eh ständig unterforderten XL50 ab.
Ich fuhr derweil voraus, wartete dann aber vor dem nächsten Tunnel, um hinter dem Pannengespann die Autos für die Tunneldurchfahrt etwas zurück zu halten.
Mir viel fast die Kippe aus dem Mund, als kurz nachdem ich anhielt der Ralf auf seiner zum drölften mal verloren geglaubten DT in rekordverdächtigem Tempo an mir vorbeischoss. Sein Abschlepper weit hinter sich gelassen, raste er grinsend Richtung Basislager. Absolut unfassbar, dieses Moped. Pfeift aus dem letzten Loch, aber will partout nicht sterben. Dieser unglaubliche Selbsterhaltungstrieb wurde dann am Abend mit einer neuen, auf dem Campingkocher von Hand geschmiedeten, Kupplungsstange gewürdigt.
Am fünften Tag änderte sich unser Steuerkurs von Süd auf Nord. Höhenziel erreicht, ab nach Hause.
Aber erst jetzt sollten wir unserem steilsten Stück Berg begegnen: Die Auffahrt zum Faschinajoch. Überflüssig zu erwähnen, wer seine Flöte verlor und eine längere Schrauberpause an diesem Hang einlegen musste. Ich hab das Teil mal wieder abgeschrieben und totgesagt und schwupp, knattert sie mitsamt einem winkenden Ralf an mir vorbei. „Bloß nicht anhalten, sie läuft grad gut“ sollte die winkende Geste bedeuten, die wir mittlerweile nur zu gut kannten und die uns immer wieder amüsierte.
Nach einem erneuten Besuch des Campingplatz am Badsee in Isny hatten wir am folgenden Tag tatsächlich eine komplett pannenfreie Etappe bis Schwäbisch Hall.
Hier verabschiedeten wir am nächsten Morgen wieder von unseren beiden Schwaben und fuhren, wie auch schon am Tag zuvor, über möglichst kleine, feine Feld-, Wald- und Wiesenwege die letzten 180km in die Heimat.
Es war eine grandiose Tour mit einer fantastischen Crew und die ersten Ideen für eine Fortsetzung im nächsten Jahr gären schon….
Weitere Fotos, Videos und GPS-Daten findet ihr bei www.twittiods.de
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